Typische Symptome der Schlafapnoe, gestörte Atmung im Schlaf, nur wenige Atemaussetzer, und die Betroffenen sind deutlich jünger: Das Upper airway resistance syndrome (UARS) ist eines der spannendsten Themen der Schlafmedizin.
Das UARS zeigt sich als schlafbezogene Atmungsstörung bei Personen, deren Gehirn sensibler auf eine geringgradige Erschlaffung der Muskeln der oberen Atemwege im Schlaf reagiert.
Typische UARS-PatientIinnen sind und reagieren deutlich sensibler auf ihre Umwelt insgesamt, was sich häufig durch weitere Symptome aus dem psychosomatischen Beschwerdebereich wie Reizdarmsyndrom oder Insomnie zeigt.
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Uns liegt das UARS ganz besonders am Herzen, zumal unser Schlafexperte Dr. Riccardo Stoohs es Anfang der 1990er Jahre gemeinsam mit Christian Guilleminault erstmals beschrieben und damit die Fachwelt aufgewühlt hat. Inzwischen liegen viele neue wissenschaftliche Daten und Erkenntnisse vor: Sie zeigen, dass manche Patientinnen und Patienten anders auf die Verengung der oberen Atemwege reagieren als jemand mit Schlafapnoe. Die Betroffenen sind im Schlaf permanent aktiviert, da ihr Gehirn das Aussetzen der Atmung mit einer Überreaktion verhindert. Es steuert dem eingeschränkten Luftfluss beim Einatmen direkt und dabei so stark entgegen, dass diese Gegensteuerung zum eigentlichen Problem wird.
Symptome des UARS
UARS-Betroffene sind ebenso wie Schlafapnoe-Patient*innen tagsüber müde und erschöpft, auch sie schlafen schlecht bzw. haben Ein- und Durchschlafprobleme. Da viele von ihnen auch schnarchen, fokussiert sich die Diagnostik zunächst auf das Schlafapnoe-Syndrom. Wird dieses ausgeschlossen und ein UARS nicht erkannt, werden die Betroffenen oftmals ohne weitere Empfehlungen oder gar eine Therapie nach Hause geschickt – und leiden weiterhin an ihren Beschwerden im Schlaf sowie am Tage: Sie bleiben weiterhin müde, erschöpft und haben das Gefühl, dass ihr Schlaf ihnen keine Erholung bringt. Gerade das ambulante Monitoring (Untersuchung der Atmung im häuslichen Bereich) ist für eine verlässliche Diagnostik nicht genau genug: Die geringe Verminderung des Atemflusses kann im Rahmen einer Polygrafie (tragbares Gerät für zu Hause) nicht gemessen werden. Hier kann nur eine Polysomnografie in einem Schlaflabor konkreten Aufschluss geben.
Schlaf statt Schnarchen im Fokus
Ist Schnarchen das Leitsymptom bei der Diagnose einer obstruktiven Schlafapnoe, liegt dieses bei etwa 15 Prozent der PatientInnen mit UARS nicht vor. Oder anders formuliert: Betroffene, die tagsüber müde sind, aber nicht schnarchen, könnten am UARS leiden; sie zeigen auch ohne Schnarchen eine Einschränkung des Atemflusses und reagieren mit einer Aktivierung des Gehirns im Schlaf (alpha-intrusion und alpha-delta-Schlaf). Sie leiden an verminderter Schlafqualität und einem niedrigeren Erholungswert ihres Schlafes.
Im Rahmen der Diagnostik konzentrieren wir uns daher nicht nur auf das Schnarchen, sondern auf den Schlaf insgesamt mit allen Parametern, Phasen, Ereignissen und Störungen. Entscheidend dabei ist, dass die Erhebung aller erforderlichen Daten und aussagekräftiger Befunde, die die Besonderheiten und Gesetzmäßigkeiten eines UARS berücksichtigen und darstellen, nur im Rahmen einer Untersuchung im Schlaflabor möglich ist. Einen besonderen Stellenwert hat dabei auch die sorgfältige Erhebung der individuellen Befunde der Patientinnen und Patienten.
Diagnostik des UARS
Die Aufzeichnungen von Atemfluss und Hirnaktivität (EEG) im Schlaflabor sind entscheidend, um ein Upper airway resistance syndrome (UARS) zu erkennen und von einem Schlafapnoe-Syndrom zu unterscheiden. Das können automatische Auswertungen, wie sie in der Regel bei ambulantem Monitoring erfolgen, nicht leisten. Hier ist der genaue Blick eine/r erfahrenen SchlafmedizinerIn erforderlich. Mitunter fließen die Befunde nach Auswertung einer Polysomnografie in die Diagnostik von Ein- und Durchschlafstörungen ein, da das UARS auch eine Ursache von Insomnien sein kann.
Im Rahmen der Untersuchung im Schlaflabor wird u.a. der Druck im Brustkorb des Patienten/der Patientin gemessen. Fallen hier Episoden mit ansteigendem Druck auf, ohne dass sich der Atemfluss oder der Sauerstoffgehalt im Blut verändert oder es zu Atemaussetzern kommt, kann eine Schlafapnoe ausgeschlossen werden.
Bei genauerer Analyse dieser Aktivierung im Schlaf (Hirnstromveränderungen wie o.g.) wird die Besonderheit des UARS deutlich: Das aktivierte Gehirn sorgt dafür, dass die Muskelspannung in den oberen Atemwegen wieder zunimmt, und die Schlafenden atmen über einen gewissen Zeitraum wieder normal. PatientInnen mit UARS werden durch die Gehirnaktivierung jedoch nicht zwingend wach, sodass die Auswertung der Untersuchungsbefunde hier eine Daueraktivierung des Gehirns zeigt. Diese EEG-Verläufe sind typisch für PatientInnen mit UARS und betreffen auch die Tiefschlafphasen.
Therapiemöglichkeiten des UARS
Generell sind die Therapieoptionen des UARS dieselben wie bei der Schlafapnoe: nicht-operative wie CPAP/BiPAP oder Protrusionsschiene, in Einzelfällen kann eine Operation angezeigt sein.
Da die Patientinnen und Patienten häufig jünger sind, über ein flexibleres Gehirn verfügen und komplexere Symptome zeigen als Betroffene mit Schlafapnoe, kann die CPAP-Therapie mit Blick auf die konsequente Anwendung zu einer größeren Herausforderung werden. Eine ausführliche, individuelle Beratung und Betreuung der Patientinnen und Patienten ist für den gewünschten Therapieerfolg daher unerlässlich.